29 Apr. „Schulausflug in den Knast – Die JVA goes Schule“
Neuer Jugendschutz auf Augenhöhe
Ein alarmierender Trend veranlasst das Kinder- und Jugenddorf zur Organisation eines Präventionstages der etwas anderen Art: Laut der Kriminalstatistik 2024 steigt die Zahl gewalttätiger Minderjähriger weiter an. 11,3 Prozent mehr Kinder seien tatverdächtig gewesen und 3,8 Prozent mehr Jugendliche. Und das sind „nur“ die polizeilich bekannten und erfassten Delikte. Die Dunkelziffer: unbekannt.
Im Kinder- und Jugenddorf Klinge wurde man daher aktiv. Man lud „die ANTI-Fehlerteufel“ mit ihrem „Jugendschutz auf Augenhöhe“ zu einem Präventionstag ein. Am Dienstag, 29. April, ab 9 Uhr hieß es im Bernhardsaal für rund zwei Stunden „Die JVA goes Schule“ – eine etwas andere Schulsozialarbeit und zugleich Gemeinschaftskundeunterricht mit Blick auf das Fach „Jugend und Recht“. Teilgenommen an diesem Präventionskurs haben rund 45 Schülerinnen und Schüler der St. Bernhard- und der Schefflenztalschule.
Bei dieser neuen Form der Prävention blickten die Schülerinnen und Schüler dank eines virtuellen „Schulausflugs“ hinter die Mauern der Justizvollzugsanstalt (JVA) Adelsheim. Sie erwartete ein 13 Minuten Dokumentarfilm, aufgenommen von drei Häftlingen während ihrer Zeit in der Untersuchungshaft unter der Regie des Journalisten Werner Herkert. Während seiner Projektarbeit „Die Schreibwerkstatt“ in der JVA entstand diese neue, etwas andere Prävention über mehrere Wochen. In ihren Geschichten berichteten die Jugendlichen über ihren „Alltag im Knast“, ihren immer wieder kehrenden Tagesablauf bis hin zu den eigenen Gefühlen sowie die ihrer Eltern und Geschwister. „Bleib´ sauber. Bleib´ stark“ – so die Botschaft der drei straffälligen Jugendlichen.
Viele Fotos und Berichte des Journalisten ergänzten den Film und nahm so die Jugendlichen im Auftrag der jungen Häftlinge mit auf eine Reise in und durch die JVA.
Mit viel Aufmerksamkeit wurde der Vortrag verfolgt, Fragen gestellt und von eigenen Erfahrungen berichtet. Zur Unterstützung von Herrn Herkert waren Frau Kaiser von der Staatsanwaltschaft Mosbach und Frau Weber, als Vertreterin des Polizeipräsidiums Heilbronn vor Ort, um aufzuklären, zu informieren und am Ende auch um etwas abzuschrecken.
„Authentisch, beeindruckend, sehenswert und nachhaltig“, so die Rückmeldung der Schülerinnen und Schüler. Die Gefängnisinsassen bringen ihre Botschaft glaubwürdig, überzeugend in deren Augen rüber. Das Ziel: „Aufklären, informieren, abschrecken.“ Der Wunsch der Inhaftierten, er erfüllt sich. Denn hätten sie in der Schule gewusst, so ihre Ansicht, was sie hinter „Schwedischen Gardinen“ erwartet, wären sie „wahrscheinlich nicht falsch abgebogen“.
Überall, wo Werner Herkert vergangenes Jahr war, ist er in diesem wieder eingeladen. Der Grund: Diese Prävention hinterlässt Spuren. Bei den Jugendlichen und den Erwachsenen.
Handeln bevor das Kind buchstäblich und wortwörtlich im Brunnen liegt, das ist die Devise der Häftlinge sowie ihres Mentors. Sie alle wollen mit ihren Geschichten anderen Kindern und Jugendlichen die Augen öffnen. Schülerinnen und Schüler sollen begreifen, was es bedeutet, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Der innigste Wunsch: #NiemalsKnast.
Weitere Informationen: https://nejako.de & https://nejako.de/der-schulausflug-in-den-knast.