Kinder- und Jugenddorf Klinge | Kunst in der Klinge
Jugendhilfeeinrichtung in Seckach (Neckar-Odenwald-Kreis) mit 146 Plätzen in 18 Hausgemeinschaften und Familiengruppen sowie 21 Plätzen in drei Wohngruppen für Jugendliche in Mosbach und Heidelberg.
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Kunst in der Klinge

Die Bildstöcke auf dem Gelände der Klinge

1976 schenkte der Maler und Bildhauer Emil Wachter dem Kinderdorf zehn Bildsteine, damit, wie er es ausdrückte, „ihr auch etwas zum Atmen habt“. Er wollte mit diesen Steinen helfen, das Zusammenleben menschlicher zu gestalten.

 

Dabei griff Emil Wachter die Tradition der Flurzeichen und Bildstöcke auf. Vorwiegend im Laufe des 18. Jh. sind in den Gemarkungen des „Madonnenländchens“ überall in den Dörfern Bildstöcke aus Buntsandsein gestiftet und errichtet worden. Die Anordnung sollte vorgegebene Natur- und Bausituationen berücksichtigen. Die meisten der Bildsteine stehen in Sichtweite voneinander entfernt.

 

Die Wahl der Motive wurde in enger Verbindung mit dem damaligen Leiter des Jugenddorfes, Pfarrer Herbert Duffner, getroffen. Man muß sich in die bildreichen Andeutungen lange vertiefen, um den Inhalt entschlüsseln zu können. Die Steine erfordern Verweilen und Nachdenken im Gegensatz zur kurzlebigen Bilderflut unserer Tage.

Der Friedhof

Gegenüber von Emil Wachters Stein mit Noahs Grab liegt der kleine Friedhof der Klinge. Das Friedhofskreuz schuf Bildhauer Josef Frey aus Stuttgart-Weilimdorf in den fünfziger Jahren. Der Gekreuzigte ist im Typus des „Volto Santo“ von Lucca als Christkönig im langen Gewand dargestellt.

 

Von Klaus Ringwald stammt nach der Umgestaltung der Grabanlagen 1983 die bronzene Gedenkplatte für Pfarrer Heinrich Magnani, dessen väterliches Bildnis in einem Medaillon festgehalten ist.

 

Eine GedenkpIakette mit dem Caritaszeichen und dem Malteserkreuz erinnert an den in Polen gebürtigen und in der Klinge bis 1963 lebenden Czeslaw Dixa, der als Malteserhelfer in Vietnam 1968 sein Leben verlor.

Das Forum & der Marienbrunnen

Auf dem Spielgelände schuf der Bildhauer Klaus Ringwald 1983/84 einen Marienbrunnen, der in der Tradition der so genannten Stockbrunnen steht. Dieser Aufbau ist seit dem 14. Jh. verbreitet und geht auf einen ausgehöhlten Baumstamm zurück, der über die Brunnenröhren gestülpt wurde. Dabei erhebt sich die Säule inmitten des Beckens. Das Wasser ergießt sich in eine Schale und fließt dann in dünnen Einzelsträhnen aus Guss-Schnäbeln in das darunter liegende sechseckige Auffangbecken.

 

Das Wasser schafft auf diese Weise die Verbindung der einzelnen Brunnenelemente. Der Stock und die Säule werden, besonders wenn es sich um einen Stadt- oder Marktbrunnen handelt, gern mit figurativen Elementen oder Wappen geschmückt.

 

Auf einer Säule thront mit kräftigen Schwellungen eine sitzende Marienfigur mit dem auf ihren Schenkeln stehenden nackten Jesusknaben, den sie mit ihrer Hand unter der Achsel abstützt. In der anderen Hand hält sie einen Ölzweig, ein Heilszeichen des alten Testaments. Drei Wasserströme gehen von oben aus, sechs ergießen sich aus der Schale in das Becken.

Am Rund der bronzenen Schale sind sechs Medaillons in zwei versetzten Dreiergruppen angebracht. Die erste Gruppe schildert die sichtbare Welt anhand der Schöpfungsgeschichte, während die unsichtbare Welt als zweite Motivgruppe durch die drei namentlich bekannten Engel dargestellt wird.

 

Neben der Heilsgeschichte ist auf dem Schaft der Brunnensäule die Geschichte des Ortes durch Wappen angedeutet. Zu sehen sind das Siegel des Klosters Seligental von 1236 als Hinweis auf die Lage des Brunnens am so genannten Klosterweg, das Wappen des seligen Bernhard von Baden, des Kirchenpatrons der Klinge mit dem Todesjahr 1458, und das neue Wappen der politischen Gesamtgemeinde Seckach nach der Verwaltungsreform 1972.

Würdigung

Die Klinge ist ein Ort zum Leben und ein Ort der Begegnung geworden. Sie erhielt 1995 den Sonderpreis des Landes Baden Württemberg im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Ausgezeichnet wurde die herausragende Gestaltung von Gebäuden und Kunstwerken und ihre Integration in die Natur.