Dr. Cassar erhielt die Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille

Dr. Cassar erhielt die Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille

Dr. Cassar war ein echter „Glücksgriff“ für das Kinderdorf

Seckach-Klinge. (lm) Die Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille wird seit Mitte der 1970er Jahre durch Beschluss des Aufsichtsrates jährlich verliehen an Menschen, die der Klinge auf ganz unterschiedliche Arten bei der vielfältigen Aufgabenerfüllung helfen und sich mit großem persönlichem Engagement dafür einbringen. Die in Bronze gegossene, künstlerisch gestaltete Medaille wurde von dem akademischen Bildhauer Klaus Ringwald geschaffen, und zeigt auf der Vorderseite das Porträt des Dorf-Gründers und auf der Rückseite das Symbol des Klingetors mit der Umschrift „FÜR BESONDERE VERDIENSTE, Kinder- und Jugenddorf Klinge e. V.“

In diesem Jahr erhielt diese Auszeichnung der frühere Dorfleiter der Klinge, Dr. Johann Cassar. Der ehemalige Leiter des Kinderheimes „Stiftung St. Anna“ in Leutkirch wurde von Pfarrer Herbert Duffner 1998 als dessen Nachfolger vorgeschlagen und hatte sich als echter „Glücksgriff“ für die Klinge erwiesen. Zum ersten Mal wurde kein Pfarrer als Leiter eigesetzt. „Ebenso geduldig wie auch zielstrebig setzte Johann Cassar neue Prioritäten in den Bereichen Qualitätsmanagement, Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Konferenzstrukturen, Öffnung der Schule für externe Schüler, Umwandlung des Kindergartens in einen Schulkindergarten – also der guten Weiterentwicklung des Dorfes“, sagte der ehemalige Seckacher Bürgermeister Ekkehard Brand in seiner Laudatio. Auch sei der wöchentliche persönliche Rundbrief an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in guter Erinnerung, da er die gelebte Kinderdorfpädagogik unterstützte. Ebenso seien die regelmäßigen Schulungen und der Besuch hochrangiger Gäste wie EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und Bundespräsident Johannes Rau bedeutend gewesen.

Von Bedeutung waren auch die guten Kontakte des in Innsbruck geborenen Dorfleiters zu einer Grundschule in Polen und der Caritas in St. Petersburg. Zudem spielte Johann Cassar eine Schlüsselrolle bei der Errichtung eines Hauses der Begegnung am Jakobsweg in Spanien zusammen mit anderen Jugendhilfeeinrichtungen. Darüber hinaus engagierte er sich in einer Schulpartnerschaft mit der Herkunftsgemeinde Gazzada-Schianno von Pfarrer Heinrich Magnani, wo er auch im Rahmen der Städtepartnerschaft ständig als Dolmetscher tätig war. Der Ort liegt in Italien. Wie Pfarrer Duffner hatte auch Dr. Cassar den weiten Blick über den Tellerrand, eine herzliche und verbindliche Art. Er spricht mehrere Sprachen. Er setzte sich als stellvertretender Vorsitzender für die Stiftung Bücherei des Judentums ein.

Auch nach seiner Zeit als Dorfleiter engagierte sich Cassar für die Klinge und die Gemeinde Seckach. Zu Beginn des Jahres 2015 übernahm er den Vorsitz im Trägerverein des Kinder- und Jugenddorfes Klinge. In seiner Amtszeit wurde die schmerzhafte und unpopuläre Schließung der Gaststätte St. Benedikt beschlossen sowie die notwendigen Neubauten für drei Gruppen und Wohnungen für die Hausleitungen am Schwimmbadweg auf den Weg gebracht. Eine zukunftsgerechte Leitungsstruktur mit einem hauptamtlichen Vorstand wurde eingeführt. Bis heute gehört Cassar dem Aufsichtsratsgremium an.

„Dr. Johann Cassar war eine ehemals – nach der Künstlichen Intelligenz und in Wirklichkeit – zentrale Persönlichkeit im Kinder- und Jugenddorf Klinge in Seckach, der mit seiner Arbeit dort eine klare Vision verfolgt hat, die sowohl organisatorische als auch ideelle Aspekte umfasst“, betonte Landrat Dr. Achim Brötel. Er habe dafür gesorgt, dass die Klinge ein Ort bleibe, an dem sich Menschen mit Herzblut für andere einsetzen.

Bürgermeister Ludwig ging außerdem auf dessen Verdienste als Gemeinderat von 2003 bis 2009 ein. Er sei ein engagierter und verlässlicher Volksvertreter gewesen, der durch seine berufliche Expertise und als Neubürger eine wichtige und bereichernde Perspektive in das Gremium einbracht habe. „Dein Ratschlag war auch für mich als junger Bürgermeister eine überaus wertvolle Hilfe. Heute sage ich Dir hierfür nochmals ein herzliches Wort des Dankes.“, sagte Ludwig. Unbezahlbar seien seine wertvollen Beiträge zur Begründung und Pflege der Städtepartnerschaft mit Gazzada-Schianno „quasi in Dreifachfunktion als Gemeinderat, Dorfleiter und Dolmetscher“. Zudem sei seine langjährige, vorbildlich Unterstützung als Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule Bauland hervorzuheben.

„Ich habe gerade erst alle Klinge-Zeitungen von 1998 bis heute in zwei Bände binden lassen und dabei wieder einmal dankbar festgestellt, wie sehr mich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Klingedorfes während meiner Zeit als Dorfleiter inspiriert haben“, bedankte sich der Jubilar sichtlich gerührt für die Würdigung. Es sei ihm und seiner Frau Renate schwergefallen, vor sechs Jahren an den Bodensee umzuziehen, doch er habe sich an Hermann Hesses Rat gehalten: „Herz, nimm Abschied und gesunde!“ Dennoch gelte bis heute für ihn ein Zitat aus dem „Kleinen Prinz“ von Saint-Exupéry: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“. „Darum werde ich immer für die Klinge da sein“, betonte er.

Liane Merkle